Das erste Mal in den heiligen Hallen war ich mit meinem Kumpel Thomas, der, wie sich herausstellte, im Logo als „Der Sascha Hehn Verschnitt“ bekannt war. Ich ging die Showtreppe runter und blieb auf halber Höhe stehen, um mir von oben erst mal alles anzusehen. Ich kann mich gut erinnern, wie geil ich das alles fand, die Theke aus Laufgittern und Gerüststangen, die reduzierte Optik, die Tanzfläche mit den bunten Neonröhren drüber, die Leute…einfach alles. Ich wusste im ersten Moment, dass das MEIN Laden ist, hier würde ich jetzt für den Rest meines Lebens jeden Freitag und Samstag hingehen. Da mein Leben damals eigentlich ausschließlich aus arbeiten und feiern bestand, schien mir das ein realistischer Zeitplan zu sein. Wer wird schon älter als 30?
Es war dann wirklich so, ich habe bis zum bitteren Ende Mitte 91 fast keinen Freitag oder Samstag im Logo verpasst, und ich habe jede einzelne Nacht genossen. Musikalisch größtenteils genau mein Ding, und ich habe heute noch viele Platten von Bands im Regal, die ich ohne den Laden vermutlich nie kennengelernt hätte. Loveslug, Freaky Fukin Weirdoz, All, Killdozer… um nur einige zu nennen.
Ich wusste im ersten Moment, dass das MEIN Laden ist, hier würde ich jetzt für den Rest meines Lebens jeden Freitag und Samstag hingehen.
Irgendwann fing Ralf an, Where Is My Mind von Pixies als Rausschmeißer zu spielen. Ich liebte das Lied, aber ich hasste es, es im Logo zu hören, weil danach unweigerlich und unbarmherzig das Putzlicht anging.
Oben, hinter der Kasse, spuckte das Loch in der Wand dann die Brut der Nacht auf die Straße, dann gingen Scharen von Leuten in Lederjacke und mit Spiegelbrille auf den Flohmarkt gegenüber, oder ins Sachs zum frühstücken, ich musste nach kurzem Frühstück meistens direkt zur Arbeit, ich war Koch, da gab es kein Wochenende.
Im Laufe der Jahre habe ich immer mal wieder im Logo gejobbt, mal als Kellner, dann am Tresen, Gläserschlepper, Dosentresen, und ganz am Schluss, das letzte halbe Jahr in Gottes Lieblingsclub, war ich der „Lightjockey“ oder wie wir sagten, der Lichterknecht. Das war ziemlich cool und hat mir viel Spaß gemacht. Nebel und Suchscheinwerfer bei Zombie Eaters, jede Menge Strobo bei I Will Refuse… und ich konnte Live die Verzweiflung in Ralfs Gesicht sehen, wenn er wieder mal gefragt wurde, ob er was von Bon Jovi oder Heroes des Silencio spielen könnte.
Im Sommer 91 kam dann die letzte Nacht, 2 oder 3 Wochen später folgte auf die letzte dann die allerletzte Nacht, und das war es dann. Das Planet war nichts für mich, auch der Logo Nachfolger Lurie nicht, da war ich ein einziges Mal drin, für etwa ne halbe Stunde. Es ist heute, 30 Jahre später, immer noch so, dass ich bei Liedern wie Diane von Hüsker Dü oder Free Fire Zone von Loveslug für einen kurzen Moment wieder Anfang 20 bin und mit all den anderen Gestalten im Logo am Tresen stehe. Es war einfach eine geile Zeit!